Eigenbau Überlauf sowie Doppelüberlauf ohne Bohrung

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Meistens sieht man den Überlauf in der Meeraquaristik, da hier fast immer (außer in den Kompaktaquarien) ein Filterbecken zum
Einsatz kommt. Ich benötige den DiY (Do it Yourself) Überlauf für meinen, langsam in die Gänge kommenden, automatischen Wasserwechsel. Für einen Wasserwechsel der stetig und langsam verläuft, ist die Literleistung eher nebensächlich. Allerdings sollte man erwähnen das die Bauform aus Rundrohren zwar einfacher zu bewerkstelligen ist,
aber leider auch einen kleinen Nachtteil mit sich bringt. Dazu weiter unten mehr.

Apropos weiter unten! Im Anschluss zum Überlauf kommt die Bastelanleitung zum Doppelüberlauf.

Funktionsweise des Überlaufs

Wie funktioniert so ein Überlauf? Jeder hat schon einmal einen Wasserwechsel mit Eimer und Schlauch bewerkstelligt. Dabei wird das Wasser über den Beckenrand gesaugt und unterhalb der Wasseroberfläche wieder abgegeben (am besten in einen Eimer, sofern man ihn auf anhieb trifft 🙂 ). Ab jetzt funktioniert alles von alleine, wenn man es geschafft hat die vorhandene Luft im Schlauch durch Wasser zu ersetzen. Warum ist das so? Schuld daran ist die Kapillarkraft und die Oberflächenspannung des Wassers. Die Oberflächespannung verhindert das die Wassersäule (das Wasser im Schlauch) abreißt. Somit kann das Wasser über den Beckenrand in den Eimer gelangen.

Das Eigengewicht des Wassers und das tiefer stehen des Eimers erzeugen auf der Eimerseite (außerhalb des Aquariums) des Schlauches ein höheres Gewicht. Das Wasser außerhalb im Schlauch zieht also mit mehr Kraft/Gewicht an und die Oberflächenspannung bewirkt das das Wasser nicht abreißt und weiter in den Eimer läuft.

Das ganze funktioniert so lange bis sich der Wasserspiegel im Aquarium und im Eimer auf gleicher höhe befindet, oder die Wassersäule abreisst. Wie schafft man es nun das die Wassersäule beim Überlauf nicht abbricht sobald die erforderliche (eingestellte) Wasserhöhe im Aquarium erreicht ist? Denn im Normalfall gelangt dann Luft in den Überlauf, sobald dieser sich aus dem Wasser bewegt (oder eher gesagt, das Wasser unterhalb des Ansaugtraktes des Überlaufs sinkt). Rätsels Lösung? – ein Syphon!

Schematische Zeichnung des Überlauf

Durch die S Form des Siphon baut man quasi einen Mini-Eimer in der höhe des zu wollenden Wasserspiegels. Auf beiden Seiten (Aquarium und Siphon) ist das Wasser wieder auf gleicher höhe und damit in Ruhestellung und ausgeglichen.

Benötigte Bauteile

Diese fallen bei weiten weniger Umfangreich aus als ich anfangs dachte, in meinem Fall kommen PVC Rohre mit einem Durchmesser von 25mm zum Einsatz. Diese schaffen eine max. Literleistung von etwa 100 – 150 l/h.

Die Bauteile:

  • PVC Rohr in verschiedenen längen (Komplettlänge etwa 1m)
  • 5 mal 90° Winkelstücke
  • ein T-Stück
  • Tangit Kleber
  • Tangit Reiniger
  • Silikonschlauch
  • Sekundenkleber
  • Rückschlagventil
Das Zubehör für den Überlauf

Auf dem Foto nicht zu sehen ist das „Rückschlagventil“, diesen hatte ich bei mir noch herumliegen. Es ist ein ganz normales Standart Rückschlagventil aus der Aquaristik, wie man ihn für Luftheber etc. bekommt.

Die Montage

Die eigentliche Montage sollte mit Vorsicht vonstatten gehen, der Tangit Kleber klebt sofort und nach ein paar Minuten ist alles Bombenfest. Angst braucht man aber trotzdem nicht davor zu haben, am besten man schneidet alle Teile vorher auf Maß und steckt sie zur Probe zusammen.

Wenn hier alles passt, kann man mit dem kleben beginnen. Man muss zuerst die Klebestellen mit dem Tangit Reiniger säubern, diese Flüssigkeit macht das PVC irgendwie weicher und klebfreudiger. Dann schmiert man eine kleine Wurst um das Rohr und um die Muffe, anschließend mit dem Pinsel schön verstreichen. Wenn alle Kontaktflächen mit Tangit beschmiert sind, wird die Muffe auf das Rohr geschoben und in Position gebracht. Hier endet auch schon das heikelste an der ganzen Sache, denn wenn der Kleber erst einmal fest ist, bewegt man nix mehr und der Kleber wird verdammt schnell fest ;-).

Man klebt einfach Stück für Stück zusammen, wobei der Silikonschlauch, wie unten zu sehen, in das Rohr eingeklebt wird. Das sieht in etwa so aus:

Mit dem Silikonschlauch wird die Luft aubgesaugt

Der Schlauch muss an der obersten Stelle im Überlauf festgeklebt werden,damit man später die Luft aus der obersten Biegung saugen kann. Von innen sieht das dann in etwa so aus:

Silikonschlauch an oberster Stelle festkleben

Wenn man dann alles Stück für Sück zusammengeklebt hat muss das Tangit etwa 24 Stunden trocken. Danach ist man auf der sicheren Seite was evtl. austretende Giftstoffe angeht.

So sieht der fertig geklebte Überlauf aus, bevor man ihn im Aquarium befestigt.

Ist man soweit fertig und hat die 24h Belüftungszeit abgewartet, kann man das ganze Ding dann im Aquarium Versenken.

Inbetriebnahme

So in etwa sieht jetzt der Überlauf bei mir am Aquarium aus. Das einzige was ich noch gemacht habe ist ein Ansaugkorb an dem Ansaugrohr zu befestigen. Schließlich will man nicht aus versehen einen Aquarienbewohner absaugen ;-). Das Ende des Überlaufs wird einfach mit einem flexiblen Schlauch in den Abfluss bzw. in das Filterbecken geleitet.

Der Überlauf im Aquarium

Bevor der Überlauf aber funktionieren kann, muss man die Luft aus den oberen, über den Wasserspiegel befindlichen, Bogen bekommen. Für diesen Zweck hat man den Silikonschlauch eingeklebt. An den Silikonschlauch sollte man ein Rückschlagventil einbauen, so das Luft angesaugt aber nicht wieder zurück in den Überlauf kann. Gesaugt wird bis Wasser im Schlauch steht. Bei mir läuft der Überlauf schon etwa 2 Wochen, in der Zeit musste ich kein einziges mal Luft absaugen und das obwohl der Überlauf nicht ständig im Betrieb ist, sondern nur alle 3 Tage zum Wasserwechsel verwendet wird.

Fazit

Die Vorteile liegen beim Eigenbau klar auf der Hand! Es ist kostengünstig: Summa summarum habe ich komplett in etwa 20€ ausgegeben und nur etwa 2 Stunden Arbeitszeit investiert.

Ein Nachteil ist das runde Rohr, durch die runde Bauform muss der Wasserspiegel bis zur Mitte des Rohres gelangen, bevor es seine maximale Wassermenge fördert. Dadurch steigt der Wasserspiegel erst um ca. 15mm (bei meinem 25mm Rohr) bevor es seine maximale Wassermenge erreicht hat. Eine Rechteckige Rohrform wäre wahrscheinlich die bessere Alternative gewesen.

Vorwort zum Doppelüberlauf

Wie es halt immer so ist wenn man sich ein einem Eigenbau wagt, findet man schnell am Ende heraus das es Kleinigkeiten gibt die man vorher nicht so beachtet hat. Bei mir waren es im folgenden eigentlich nur 2, was im Anbetracht des ersten Versuchs eigentlich ganz in Ordnung geht.

  1. Zwei getrennte Überläufe mit jeweils einer separater Siphon Entlüftung, hintergrund: Doppelte Sicherheit falls ein Siphon Luft zieht.
  2. Mehr Ablaufleistung

Dieser Artikel setzt meinen ersten Überlauf voraus, darin erkläre ich auch kurz und knapp wie der Siphon im Überlauf funktioniert.

Der neue Doppelüberlauf

Hier kann man den Größenunterschied gut erkennen

Der „neue“ ist auffallend größer als der alte, in erster Linie wurden die 25mm Rohre gegen zwei 32mm Rohre getauscht. Außerdem  enden dann beide 32mm Rohre in einem 40m Rohr. Die Absaugung der Luft im oberen Siphon wurde diesmal gebohrt und mit 2 Gummitüllen abgedichtet. Bis jetzt hält es ganz gut dicht!

Dicht gemacht mit passenden Gummitüllen

Natürlich kommen an jedem Schlauch wieder jeweils ein Rückschlagventil und eine Schlauchklemme. Sicher ist Sicher!

Der einzige Nachteil ist die Größe, jetzt wird es wirklich eng hinter meinem Aquarium.

Ist schon ziemlich eng da hinten

Erwähnen möchte ich nochmals, das diese Vorrichtung in meinem Fall nur zum Teilwasserwechsel verwendet wird.

18 Kommentare zu „Eigenbau Überlauf sowie Doppelüberlauf ohne Bohrung

  1. Ich muss sagen du hast tolle Ideen.
    Glück muss man haben,so dicht am Abfluss das Becken stehen zu haben. Das wünsche ich mir auch.
    LG. Peter

    1. Danke. Das stimmt, trotzdem hab ich mir das lang überlegt es so zu machen! Denn immerhin hatte da meine Frau ein Wort mitzureden.

  2. wow, tolle idee, ich verusche immernoch zu verstehen, wie das nun ganz genau funktioniert, das will einfach nicht in meinen kopf hinen 😀 eine echt sehr kreative und intelligente idee!

  3. würde das wohl auch ganz normal als überlauf für ein filterbecken funktionieren?
    glg

  4. Hallo,
    eine wirkklich gute Idee mit dem Überlauf.

    Wie schauts denn aus, wenn man diesen Überlauf für ein Filterbecken nutzt und man hat einen Stromausfall ( aus welchem Grund auch immer ) ? Das Wasser im Aquarium läuft doch solanga ab, bis an der Ansaugöffnung im Aquarium Luft angezogen wird, oder, irre ich da?
    Ergo das Filterbecken läuft stets voller, da die Förderpumpe nicht rückförden kann.

    Mal angenommen, der Strom ist dann wieder vorhanden, zieht die Förderpumpe das Filterbecken leer oder funktioniert der Überlauf dann wieder,wenn der max. Wasserstand im Aquarium erreicht ist?

    Gruß Daniel

    1. Morgen,
      wenn du im Artikel ziemlich weit oben die schematische Zeichnung ansiehst, da habe ich einen roten horizontalen Strich eingezeichnet. Bezeichnet ist er mit „Wasserspiegelhöhe (rot) wird….), bis zu dieser höhe wird dein Becken leer laufen. In meinem Fall etwa 5cm unterhalb des oberen Siphon.
      Da bei mir so was wie ein ständiger Stromausfall passiert, wird ja nur alle Woche für 30 Minuten Wasser zugegeben, kann ich mit Sicherheit behaupten das der Wasserspiegel im Aquarium nicht weiter sinkt, also auch nicht leer läuft. Bis zur Ansaugöffnung würde es nur Leer laufen wenn die „Entlüftung“ ganz oben fehlen würde. Denn, sobald der Wasserspiegel im Ablaufrohr sinkt, was es bei mir immer tut sobald ich den Hahn zudrehe, zieht er über die „Entlüftung“ Luft und unterbricht die Wassersäule.
      Zu deiner letzten Frage:
      „Mal angenommen, der Strom ist dann wieder vorhanden, zieht die Förderpumpe das Filterbecken leer oder funktioniert der Überlauf dann wieder,wenn der max. Wasserstand im Aquarium erreicht ist?“
      Auch hier kann ich mit Sicherheit sagen das er nach einem Stromausfall wieder ohne Probleme funktioniert. Da ich nur alle Woche (manchmal alle zwei) frisches Wasser dazu gebe. Einzig wenn das untere Siphon nicht voller Wasser ist, wegen Verdunstung etc., dann läuft da nix mehr ins Filterbecken. Bei mir ist das Wasser aber noch nie soweit verdunstet.

  5. Hallo,
    danke für die ausführliche Erklärung. Nun kann ich auch beruhigt schlafen.
    Aufgrund der Aquariengröße werde ich mal einen Bau aus 40mm Rohr waagen mit Kugelhahn am Ende, falls das Wasser zuschnell abfließt. Das Filterbecken fasst nur 83 Liter und die Förderpumpe drückt auch nur 2000 Liter/ Stunde.

  6. Mich würde es wirklich interessieren, wieviel Liter Wasser die Stunde der größere Doppelüberlauf fördern kann, ist da zufällig etwas bekannt?

    ich bin nämlich am überlegen, welchen Rohrdurchmesser ich
    für mein Filterbecken mit einer 1000 L/h-Pumpe bräuchte..
    🙂
    LG

  7. Also ich weiß nicht warum aber in dem Bereich wo der Silikonluftschlauch eingeklebt wird, habe ich ständig Luft drinne. Trotz Rückschlagventil. Tropfen sehe ich auch nirgends welche…also muss das System doch eigentlich dicht sein.
    Ansonst läuft alles bestens…ohne überzulaufen 😀

    1. Hallo,
      wenn das System undicht ist, dann zieht es Luft, also wird man da leider keine Undichtigkeit anhand Tropfen erkennen können. Du musst vor dem ersten Betrieb, und nach der kompletten Installation, die Luft aus dem Rohr bringen. Dazu muss man kräftig an den Silikonschläuchen saugen bis das Aquariumwasser kommt, somit kann man sicher sein das sich keine Luft mehr im oberen Syphon befindet. Das Rückschlagventil muss so eingebaut sein das von außen keine Luft in die Verrohrung kann, wenn Luft in die oberen Biegung gelangt läuft kein Wasser ab.

  8. Super Instruktion, Teile liegen bereits zum Zusammenbau bereit.
    Und auch wenn man kein Wasseranschluss in der Nähe hat, ist ein Automatischer Wasserwechsel realisierbar. Vor diesen Problem stand ich nämlich. Leider ist das ganze mit höheren Aufwand und Kosten verbunden, aber bei geplanten 720Liter Becken eine große Erleichterung…. wer will schon den halben Tag Eimer schleppen. Gerne kann ich das ganze Dokumentieren……

    Gruß Ro

  9. Hi Admin,
    super Umsetzung. Dickes Lob.
    Hatte ähnliche Probleme. Mit dem Unterschied, dass mein Becken an einer Außenwand steht. Ich bin den anderen Weg gegangen, ich hab mir 3 Kernlochbohrungen vom Keller aus bohren lassen. Diese kommen direkt hinter meinem Becken raus. Im Keller hab ich eine Arbeitsplatte mit Waschbecken, den Filter mit 2 festverlegten Leitungen zum Becken. Eine Kernlochbohrung für Abwasser eine für die Wasserleitungen incl. Strom und eine als Reserve.
    Dies bedeutet zum Wasserwechsel lege ich einfach den hinterm Becken verlaufenden
    Kugelhahn um und über den gleichen Überlauf wie von dir beschrieben läuft das überschüssige Wasser ab. Den einzigen Schlauch den ich noch immer verlegen muss ist der zum Mulm absaugen. Aber dieser ist nur 2 Meter lang und wird direkt hinterm Becken in an Abfluss gesteckt.

    Eine Anmerkung zu deiner Skizze mit eingezeichnetem Wasserspiegel hatte ich noch.
    Ich könnte mir vorstellen dass der ein oder andere der die Funktionsweise nicht versteht ein Problem damit hat.
    Wird der Überlauf ins Becken gehängt muss durch ansaugen an der Entlüftung und gleichzeitigem zuhalten des Überlauf Abgangs das Steigrohr bis zur rot eingezeichneten Wasserlinie geflutet werden. Nun wird durch wassereinfüllen in den Entlüftungsstutzen der untere Bogen gefüllt. Erst jetzt kann der obere Bogen über den Schlauch entlüftet werden.
    Dies kann aber nur funktionieren wenn das Volumen des oberen Bogens bis zur Wasseroberfläche kleiner ist als der untere Bogen bis zur Wasseroberfläche (sorry, dies geht aus der Skizze nicht eindeutig hervor). Sonst zieht man von der rechten Seite Luft ins System.
    Dies soll keine besserwisserei sein sondern eine Hilfestellung. Genau diese hatte ein Kumpel von mir.

  10. Wir haben das ganze nachgebaut…dabei haben wir aber den kleinen Schlauch nur ein bisschen in das obere Rohr rein gesteckt und festgeklebt und dann an ein diffuser ins Becken mit der normalen Pumpe und auch das Rückschlagventil habe ich weg gelassen. Damit das ganze nun fließt, ich aber nicht die Luft raus saugen muss, habe ich oben beim T-Stück einfach so lange Wasser eingefüllt, während unten das Ablaufrohr zu gehalten wurde…solange bis oben Wasser aus der Öffnung des T-Stück’s kam …dann lief das Wasser von allein und ich musste nur die Pumpe zum hoch fördern einschalten, die das Wasser aus dem Technikbecken wieder ins Riff fördert…so hab ich mir das ansaugen mit dem Salzwasser erspart 😊
    Jetzt muss ich auch nicht mehr drauf achten, wenn von dem Wasser etwas verdunstet, denn bei einem Meerwasserbecken ist das auffüllen etwas komplizierter als bei Süßwasser…
    Und auch meine Medis kann ich dadurch über das Technikbecken dem Riff langsam aber stetig zuführen.
    Die Anleitung war einfach nur top und vor allem verständlich…zumindest für mich…bei meinem Freund war das nicht ganz so…aber deswegen hab ich das ganze auch zusammengebaut 😂😊
    Vielen Dank…das Leben mit unserem Meerwasserbecken hat sich nun wesentlich vereinfacht dank des ablaufs!

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